Die einsamen Liebenden – Eshkol Nevo

Liebevolle Verbindung oder schlicht Liebe, danach sehnen sich die allermeisten Menschen, egal woher sie kommen oder welche Hautfarbe sie haben. Und das ist nicht anders in der „Stadt der Gerechten“. Die einen haben die Liebe gefunden, andere glaubten sie gefunden zu haben. Wiederum andere sind noch auf der Suche. Der Bürgermeister des Städtchens, Danino, ist sich sicher, wenn erst einmal jüdische Einwanderer aus Russland in seiner Stadt eintreffen, dann wird bestimmt auch eine junge, vollbusige Russin für ihn dabei sein. Zumindest seine Suche findet dann ein glückliches Ende. Doch als endlich nach vielen Eingaben an das zuständige Ministerium grünes Licht für die Einwanderung jüdischer Russen gegeben wird, ist die Entäuschung für Danino groß, denn im Bus, der lange genug auf sich hat warten lassen, sind nur Rentner.
Der Bürgermeister lässt die Neuankömmlinge in einem abgelegenen Stadtgebiet unterbringen, wo ihnen leerstehende Häuser zur Verfügung stehen, und das von nun an „Sibirien“ genannt wird. Für Danino ist die Sache damit abgeschlossen.
Unter den fidelen Rentnern befinden sich auch Anton und Katja, die sich im Altersheim kennengelernt haben und nun einen Neuanfang in Israel starten wollen. Wenn da nur nicht Antons Unfähigkeit wäre, Katja auch körperlich so richtig glücklich zu machen.

Moshe, die rechte Hand des Bürgermeister, hatte seine wirkliche Liebe längst gefunden. Sieben Jahre ist das jetzt her. Sie hieß Ayelet, war wunderschön und eigentlich mit Israel zusammen. Doch Moshe und Ayelet waren füreinander bestimmt. Als sie schwanger wurde und er zu hilflos und zu jung, um die entscheidenden Worte zu finden, verschwand Ayelet einfach aus seinem Leben. Und nun denkt er jeden Tag an sie, obwohl er mittlerweile verheiratet und Vater zweier Kinder ist. Er ahnt da noch nicht, dass der Plan, den er im Auftrag des Bürgermeisters umsetzen muss, ihm auch Ayelet wieder zurückbringt.

Es geht um eine Spende, die ein in New York lebender reiche Jude der Stadt vermacht hat. Zu Ehren seiner verstorbenen Frau soll eine Mikwe errichtet werden, die aus Platzgründen in „Sibirien“ aufgebaut werden soll. Dumm nur, dass die meisten dort zugewanderten russischen Juden so gut wie gar nichts über jüdische Traditionen und auch nichts über eine Mikwe wissen. Deswegen wird die Mikwe nach allen Regeln der Kunst auch falsch, ja sogar missbräulich von Anton, Katja und den anderen lebenslustigen Rentnern in Besitz genommen. Denn bei Anton hatte sich, nachdem er erstmals das Gebäude betrat, das eigentlich zur rituellen Reinigung gläubiger Juden gedacht ist, eine Welle geradezu jugendlicher sexueller Erregung gemeldet, die er sofort mit Katja teilen musste. Als dann der großzügige Spender endlich zur Besichtigung der Mikwe anreist, kommt es zu turbulenten Szenen, denn dort wird nicht rituell untergetaucht, sondern Liebe gemacht.

Eshkol Nevo gehört zu den bekanntesten Schriftstellern Israels. Mit seinem Roman „Die einsamen Liebenden“ geht es um die wichtigste Sache der Welt, um die Liebe, die zwei Menschen zusammenführt. Mit viel Humor und feiner Ironie gelingt es dem Autor uns am Leben seiner Landsleute teilnehmen zu lassen und deren Denkweise kennenzulernen. Doch ob Israeli oder Europäer, das größte Wunder findet man nicht in der Tora oder der Bibel, sonder immer dann, „wenn Menschen sich zur richtigen Zeit begegnen und füreinander ein Ort werden, der richtige Ort, einer für den anderen“.
Ein umwerfendes und kurzweiliges Buch .

Die einsamen Liebenden – Eshkol Nevo

Aus dem Hebräischen von Anne Birkenhauer
Deutsche Erstausgabe
dtv premium
ISBN 978-3-423-26088-6

Eshkol Nevo, geboren 1971 in Jerusalem, gehört heute zu den wichtigsten Schriftstellern seines Landes. Sein erster Roman ›Vier Häuser und eine Sehnsucht‹ stand 2005 auf der Shortlist des bedeutendsten Literaturpreises in Israel, dem Sapir Preis, 2008 wurde er in Frankreich mit dem Raymond Wallier Preis des Salon du Livre ausgezeichnet, 2009 war er auf der Longlist des Independent Prize. ›Wir haben noch das ganze Leben‹, sein zweiter Roman (Golden Book Prize, Israel 2007, Adei Wizo Preis, Italien 2011), war nicht nur in Israel, sondern auch in Deutschland ein Bestseller. Sein jüngster Roman ›Neuland‹ verkaufte sich in Israel über 130.000 Mal und gewann 2012 als »Book of the Year« den Steimatzky Preis.
Eshkol Nevo lebt mit seiner Frau und seinen drei Töchtern in Ra’anana / Israel.

Standardbild
Ingrid
Kunst und Kultur, Musik und Bücher, ohne sie ist ein Leben denkbar, aber für mich sinnlos. Darum habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Es macht viel Spaß, ihn zu gestalten - ich hoffe, den Usern, ihn zu lesen. Nicht alles, was gedruckt wird, muss gelesen, nicht jedes Album gehört werden. Was die User hier finden, gefällt mir und den Gastautoren, die ab und zu Lust haben, etwas zu schreiben.
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