Der Tanz besitzt eine eigene Sprache mit langer Tradition

Im Moment sind die Möglichkeiten in Clubs oder sonstwo abzutanzen sehr beschränkt. Da bleibt nur das heimische Wohnzimmer. Oder man aktiviert seine Spiegelneuronen und schaut sich Tanzfilme an. Der Kultigste unter ihnen ist wohl immer noch „Dirty Dancing“. Bis heute wahrscheinlich der erfolgreichste Tanzfilm mit Millionen von ZuschauerInnen weltweit. Choreographie und Story stillen romantische Bedürfnisse und nicht wenige haben sich wahrschein heftig in die Stars verliebt.

Verlieben können sich nicht nur Tanz-Fans in die wunderbaren Figuren und Tanzpaare, die Heike Roesner in ihrem Atelier herstellt. Ein einzigartiges Verfahren lassen die Figuren eine ungeheure Lebendigkeit ausstrahlen. Die Technik des Papiermaché steckt dahinter, sie sind also komplett aus Papier geformt. Die bezaubernden Figuren-Kollektionen erzählen kleine Geschichten. Diese hier tanzen gleich miteinander – vielleicht eine Rumba oder einen Bossa Nova. Mehr erfahren Interessierte hier.

Tanz
„Schuld war nur der Bossa Nova“, Papiermaché (Heike Roesner/2021)

Dass der Tanz sehr alt ist, zeigen indische Höhlenmalereien aus der Zeit zwischen 5000 und 2000 v. Chr. In den Höhlen von Bhimbetka ist eine Reihentanzformation zu entdecken. Tanzen wurde wohl damals schon als göttlich empfunden, denn im Hinduismus ist der Gott Shiva, auch Natraj, der „König des Tanzes“. Das einflussreichste Frühwerk zum Thema Tanz – Natyashastra – die indische Wissenschaft des Tanzes, entstand bereits zwischen 400 und 200 v. Chr.

Tanz als Teil religiöser Zeremonien und Riten

Gleichförmiges Stampfen und beschwörende Laute der TänzerInnen drücken Zusammengehörigkeit und Emotionen aus. Sie rufen nach spirituellem Beistand bei festlichen Initiationsriten oder wenn ein böser Geist die Gemeinschaft oder Einzelne bedroht. Aber ebenso wurden sie getanzt, um die Götter wohl zu stimmen und zu ehren. Auch wenn jemand neues in eine Gemeinschaft aufgenommen werden sollte. Solche rituellen Tänze kennen wir bis heute, auch wenn sie nicht mehr so naturnah daherkommen.

Tanz als Audruck kultureller Tradition bis heute

Seit der Antike haben Volkstänze in Griechenland Tradition und sind heute noch genauso beliebt wie damals. Bereits der griechische Philosoph Plato erkannte im Tanz die göttliche Natur und nannte ihn ein Geschenk der Götter. Bis heute wird der Syrtos – einer der ältesten Form des Volkstanzes in Griechenland besonders auf der Insel Kreta immer noch häufig getanzt. Nach ihm wurde auch der Sirtaki benannt, der in seiner Choreografie allerdings sehr viel einfacher ist. 1964 wurde er zur Filmmusik von Mikis Theodorakis für den Film Alexis Sorbas nach dem Roman von Nikos Kazantzakis vom tänzerisch wenig begabten Hauptdarsteller Anthony Quinn getanzt.

Tanz besitzt eine spezifische Sprache

Der afrikanischer Tanz, Tänze aus China sie haben alle auch örtliche Bezüge und Variationen. Einmal mehr wird dadurch klar, Tanz ist eine spezifische Sprache. Auch im deutschen Sprachraum gibt es eine ganze Palette von Volkstänzen wie etwa der Schuhplattler. Ein Beispiel für einen international bekannten Volkstanz ist der hawaiische Hula. Im Südpazifik gibt es einen Sitztanz, der nur im Sitzen getanzt wird oder der schottische Schwerttanz, der mit Schwertern getanzt wird.

Der Bauchtanz ist längst auch bei uns bekannt und wird als tänzerische Gymnastik empfohlen, da er für Beweglichkeit im Hüft- und Beckenbereich sorgt und als sehr erotisch empfunden wird.

Tanzen ist gut für die Gesundheit

Dabei geht es hier nicht nur um die körperliche Gesundheit, auch Gehirn und Psyche profitieren davon. Neue Schrittfolgen und komplexe Bewegungsabläufe zu erlernen, die mit dem Alltag nicht so viel zu tun haben, halten geistig beweglich. Sich zur Musik zu bewegen macht zudem glücklich. Der Muskelaufbau, die Motorik, Koordination und der Gleichgewichtssinn werden gleichermaßen gefordert und gefördert.

Tanzen als Kunstform

Tanz

Grazil und anmutig schweben TänzerInnen auf der Bühne dahin. Hohe und weite Sprünge lassen vergessen, dass es die Anziehungskraft gibt. Der klassische Bühnentanz mit ausgefeilten Choreografien nach klassischer Ballettmusik wurde zunächst traditionell in Opernhäusern und Theatern aufgeführt. Doch auch der klassische Tanz hat Abzweigungen genommen und Entwicklungen vollzogen und hat andere Tanzformen beeinflusst. Anfang des 20. Jahrhunderts entstand der Ausdruckstanz als Gegenbewegung zum Ballett. Eine spezifische Weiterentwicklung geschah durch die Tänzerin und Choreografin in den 1960-er Jahren Pina Bausch. Mittlerweile bietet der künstlerische Gegenwartstanz unter dem Sammelbegriff „zeitgenössischer Tanz“ ein ästhetisch sehr breites Spektrum abstrakter und narrativer Tanzkunst.

Sasha Waltz ist hier ebenfalls einzuordnen, die mit ihrem Ensemble weit über Deutschland hinaus bekannt ist. Genreübergreifende Arbeiten zeitgenössischer Choreografen haben in ihren Werken aktuelle gesellschaftliche Themen aufgegriffen. Mixturen aus avantgardistischem Tanz und Musik kann man mit Nico and the Navigators erleben.

Pop und moderner Tanz – eine gute Paarung. Der Song „I Will help you“ der sympathischen Niederländerin Ilse DeLange und das passende Musikvideo in dem Evgeny Vinokurov die Hauptrolle spielt, geben hier ein eindrucksvolles Beispiel.

Gesellschaftstanz

Bis heute gehören Grundkenntnisse im klassischen Standardtanz zur Allgemeinbildung. Der Gesellschaftstanz, der als Paartanz in Tanzschulen gelehrt wird hat, weltumspannende Tradition. Auf Initiative des Hamburger Tanzlehrers Gerd Hädrich wurde 1961 das Welttanzprogramm (WTP) ins Leben gerufen wurde. Es bildet die Unterrichtsgrundlage für Tanzschulen und deckt das Repertoire der Grundkurse ab: fünf Standardtänze wie langsamer Walzer, Tango, Wiener Walzer, Blues, Foxtrott sowie lateinamerikanische Tänze Samba, Cha-Cha-Cha, Rumba, Paso Doble, Jive, Discofox und Rock ’n’ Roll.

Ende der 1980-er Jahre bis in die Gegenwart hat sich auch Salsa mit seinen weiteren Tänzen Merengue und Bachata erfolgreich angeschlossen, die auch in den klassischen Tanzschulen auf viel Resonanz stoßen. Nicht zu vergessen den ursprünglichen Tango Argentino. In nahezu jeder Metropole oder größeren Stadt gibt es eigene Tangoclubs- oder schulen.

Ein kurzes Leben ist zumeist den Modetänzen beschert. Sie sind an ein Musikstück gebunden, wie beispielsweise der Lambada. Seit der Corona-Pandemie tanzen Gruppen gerne mit einer festen einfachen Choreografie nach dem Song Jerusalema-Challenge.

Jährlich finden weltweit Tanzfestivals statt. Nur die Pandemie hat einen Strich durch die jährliche Präsentation neuer Entwicklungen und spannender Bühnenauftritte gemacht. In Deutschland versammelt das Festival Tanz im August regelmäßig Choreografen und Ensembles aus Europa in Berlin.

Hoffentlich kann die Corona-Pandemie nun tatsächlich durch eine Herdenimmunität besiegt werden, damit das Tanzen wieder möglich wird, Konzerte besucht werden können.

Titelbild: Bild von Myriams-Fotos auf Pixabay

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Ingrid
Kunst und Kultur, Musik und Bücher, ohne sie ist ein Leben denkbar, aber für mich sinnlos. Darum habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Es macht viel Spaß, ihn zu gestalten - ich hoffe, den Usern, ihn zu lesen. Nicht alles, was gedruckt wird, muss gelesen, nicht jedes Album gehört werden. Was die User hier finden, gefällt mir und den Gastautoren, die ab und zu Lust haben, etwas zu schreiben.
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