Charlotte OC – Careless People

Über das britische Blackburn ist hierzulande eher wenig bekannt. Beatles-Fans verbinden die unspektakuläre, im nordenglischen Lancashire gelegene Stadt mit dem Song „A Day in the Life“, in dessen letzter Strophe von 4000 Schlaglöchern die Rede ist, die dringend ausgebessert werden müssen. Historisch versierte Fußballfans erinnern sich möglicherweise an William James Townley, den ehemaligen Spieler der Blackburn Rovers, der sich später in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als einer der bedeutendsten Pioniere des Fußballs in Deutschland einen Namen machte und den Karlsruher FV und die SpVgg Fürth zu drei Deutschen Meisterschaften führte.

Bekannt dürfte indessen bald auch sein, dass die britische Musikerin Charlotte OC aus Blackburn stammt. Heute hat sie ihr Debütalbum „Careless People“ bei Universal veröffentlicht, eine spannende Mischung aus düsteren Klängen und souligen hymnenhaften Gesang.
Die 22jährige Musikerin hat sich auf diesen Augenblick jahrelang vorbereitet. Mit 15 lernt Charlotte Gitarre, besucht die Wochenendseminare des nahegelegenen Liverpool Institute for Performing Arts. Mit 18 bekommt sie bei Columbia einen Plattenvertrag über vier Alben. Doch die Plattenbosse lassen sie nach dem ersten Album fallen. Zwischen 2013 und 2016 spielt sie noch drei EPs ein, arbeitet im Friseursalon ihrer Mutter, bevor sie nach Berlin zieht, wo sie sich vom dekadenten Technosound des Berghain inspirieren lässt.
Keines der Songs von den Vorgängeralben wurde für „Careless People“ neu eingespielt. Dieses Debütalbum ist also keine Retrospektive, sondern eine echte Missionsaussage. Die elf Songs handeln von Liebe, Verletzungen, Beziehungsproblemen und der geheimnisumwitterten Seite Nordenglands, wo die Musikerin aufwuchs. Schon die ersten Töne des düsteren Pop Noir Songs „Black Out“ machen deutlich, dass Charlotte OC eine großartige Stimme hat, die es mühelos mit den Besten im Musikbusiness aufnehmen kann. Songs wie „River“ und „Choice“ zeigen dies, bei denen jedoch Charlottes Songwriting-Talent zugunsten einer eingängigen Topline ein wenig in den Hintergrund zu rücken droht. Glücklicherweise sorgen Charlottes außerordentlichen stimmlichen Qualitäten dafür, dass „Careless People“ insgesamt ein durchgängig spannendes Album bleibt und schon deshalb hat sich das Warten gelohnt.

Charlotte OC – Careless People

Universal
VÖ: 31.3.2017

Foto: Universal Music / CREDIT
Nicole Nodland

Standardbild
Hans Kaltwasser
Artikel: 430

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.