CD-Tipp: Doug Carn – Jazz is Dead (JID 005)

Einer der Lichtblicke des Jahres 2020 war die Gründung des Labels Jazz is Dead durch die DJ/Musikproduzenten und Komponisten Adrian Younge und Ali Shaheed. Konzeptionelles Ziel des in Los Angeles ansässigen Labels ist es, älteren Jazzmusikern die Werkzeuge und Möglichkeit zu geben, neues Material aufzunehmen und ihnen zu helfen, ein neues, jüngeres Publikum zu finden. Vier erfolgreiche Alben wurden bereits veröffentlicht, auf denen Legenden wie Roy Ayers, Marcos Valle und Azymuth zu hören sind. Jetzt meldet sich das umtriebige Duo zurück, um das Jahr mit dem Album JAZZ IS DEAD vol. 005 abzuschließen, für das sie den US-amerikanischen Pianisten und Organisten Doug Carn gewinnen konnten.

Doug Carn stammt ursprünglich aus Florida. In den 70er Jahren erlangte er mit einer Reihe von Alben, die bei Black Jazz Records herauskamen, Kultstatus. Carn hat auch als Session-Musiker gearbeitet. Auf den ersten beiden Alben von Earth, Wind and Fire ist er beispielsweise zu hören. Später hat er mit vielen bekannten Jazzmusikern zusammengespielt, darunter Nat Adderley, Lonnie Liston Smith, Herbie Hancock , George Duke und Stanley Turrentine.

Wie schon die Vorgängeralben der Serie ist auch JAZZ IS DEAD vol. 005 wiederumeine gelungene Melange aus Soul, Jazz und Funk. Hier haben sich exzellente Musiker in kleiner Besetzung – Schlagzeug, Bass, Bläser und Orgel – zu einer hautnahen Jamsession mit Wohnzimmer-Atmosphäre zusammengefunden. Mehr Nähe und Authentizität geht kaum.

Dieses Album ist so gut aufgenommen und sorgfältig gemastert, dass man förmlich das Gefühl hat, mit den Musikern in einem Raum zu sitzen und ihnen beim Musizieren auf die Finger gucken zu können.  Brutal geknüppelte Drums, Bläser, die das Thema mit schrägen Klangflächen umkreisen, schamanische Saxophonkadenzen und mächtige, druckvolle Bassläufe verströmen eine pulsierende, unglaublich ansteckende Energie.

Doch letztlich läuft alles auf Doug Carn und seine magische Hammond B-3  hinaus. Und, verdammt ja, er hat es immer noch drauf. Inspiriert und lebendig, als wäre es 1971, bringt er seine  Orgel zum Singen und holt diese wunderschönen satten Klänge aus ihr heraus, die sein Markenzeichen sind. Seine Voicings sind facettenreich und komplex wie eh und je, sein Solospiel ist schön und melodisch, obwohl er immer wieder auch für die eine oder andere Überraschung gut ist.

Musikliebhaber, die mit den Namen Doug Carn bisher nicht vertraut waren, bekommen mit diesem Album eine wunderbare Einführung in den Katalog. Langjährige Fans des exzellenten Musikers erhalten ein neues Album, das sich harmonisch in die Reihe seiner besten Arbeiten einfügt. In jedem Fall ist  JAZZ IS DEAD vol. 005 einechter Gewinn für beide Seiten.

Doug Carn JID005 | Doug Carn, Ali Shaheed Muhammad, Adrian Younge | Jazz Is Dead (bandcamp.com)

Standardbild
Hans Kaltwasser
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