BRIDGE OF SPIES

Geheimdienste, Agenten und Spione, keine Regierung kommt scheinbar ohne sie aus. Zu Zeiten des „Kalten Krieges“ jedoch waren Spione im Überfluss vorhanden. Zwischen den USA und der Sowjetunion Ende der 1950er Jahren herrschte der unerbittliche Kampf um geheime Informationen. Der Regisseur Steven Spielberg hat ganz persönliche Erinnerungen daran, die ihn schließlich dazu motivierten, diesen Film  BRIDGE OF SPIES – DER UNTERHÄNDLER zu verwirklichen. Sein Vater erzählte ihm Geschichten über die Feindschaft und das Misstrauen zwischen den USA und der Sowjetunion.

James Donovan (Tom Hanks) nimmt das Mandat an.
James Donovan (Tom Hanks) nimmt das Mandat an.

Der Film beginnt mit der Enttarnung des KGB-Geheimagenten Abel. Wie jeder, der wegen eines Verbrechens angeklagt wird, bekommt auch ein Agent juristischen Beistand. Warum gerade James Donovan von seiner Kanzlei beauftragt wird – Donovan ist eigentlich Spezialist für Versicherungsrecht, sehr erfolgreich, ein guter Jurist und Anwalt – das zeichnet sich schnell ab. Denn die Übernahme des Mandats ist ein zweischneidiges Schwert. Darum ist James Frau wenig begeistert davon, ihren Mann als Verteidiger eines russischen Agenten bald in allen Zeitungen zu finden. Man spürt, wie wenig Sympathie in der damaligen Zeit für Menschen vorhanden war, die gegen die USA und in die Hände der Sowjetunion arbeiteten. Es war die Zeit, als antikommunistische Propaganda, „Duck and Cover”-Erziehungsvideos und die Sensationsreportagen der Medien über Ereignisse wie den Rosenberg-Prozess Furcht und Hass im ganzen Land erzeugten.

Vor Gericht kann Donovan bewirken, dass Abel nicht zum Tode verurteilt wird.
Vor Gericht kann Donovan bewirken, dass Abel nicht zum Tode verurteilt wird.

Eine historisch wahre Geschichte

James Donovan gab es wirklich und das macht den Spionage-Thriller zusätzlich interessant. Dass Donovan, nachdem er Abel (Mark Rylance) kennengelernt hat, das Mandat annimmt, begründet er juristisch: Jedem steht das Recht auf Verteidigung zu, ausnahmslos. Obwohl auch die Chemie zwischen Abel und Donovan von Beginn an stimmt.

Doch worauf er sich eingelassen hat, wird ihm spätesten klar, als er Besuch von einem CIA-Beamten bekommt. Hier wird mit anderen Mitteln gekämpft. James Donovan aber lässt sich nicht darauf ein, sondern kämpft allein mit legalen Mitteln für seinen Mandanten. Er rettet Abel vor der Todesstrafe. Zudem denkt er über diesen Fall hinaus. Schnell hat er begriffen, dass es im Kalten Krieg um mehr geht.

Francis Gary Powers vor einem sowjetischen Gericht
Francis Gary Powers vor einem sowjetischen Gericht

Denn auch die USA spionieren und setzen schließlich U-2-Spionageflugzeuge ein. Während eines Erkundungsfluges im sowjetischen Luftraum wird eines abgeschossen, und der Pilot, Francis Gary Powers (Austin Stowell), wird zu zehn Jahren Gefängnis in Russland verurteilt. Dieser Francis Powers, den der  Regisseur Steven Spielberg aus den Erzählungen seines Vaters kennt.

Hanks_Koch
Donovan (Tom Hanks) mit dem DDR-Unterhändler Vogel (Sebastian Koch)

Jetzt wird auch deutlich, wie weitsichtig der Jurist Donovan ist, denn er rät  zum Austausch der Agenten. Inoffiziell wird Donovan beauftragt, als Unterhändler zu agieren und schon bald ist er auf dem Weg nach Berlin, um die Verhandlungen über einen Gefangenenaustausch zwischen den USA und der Sowjetunion zu führen.

In Deutschland rückt der Anwalt nicht von seinen unerschütterlichen Überzeugungen ab und fordert mutig auch den Austausch eines amerikanischen Studenten, trotz der Anweisung der CIA, sich ausschließlich auf den Piloten zu konzentrieren.

In Ostberlin wird ihm sein Mantel von jungen Ostberlinern abgenommen
In Ostberlin abgekommen

Ein hervorragendes Drehbuch und eine überzeugende filmische Umsetzung eines Themas, das die Welt lange bewegte. Zudem die wahre Geschichte eines Menschen, der im Lauf seines Lebens viele Menschen als Unterhändler im Austausch in die USA zurückholen konnte. Tom Hanks als Donovan hat die richtige Balance zwischen professioneller Unbeugsamkeit und Menschlichkeit gefunden. Ohne Frage ist es seinem Charme und Charisma auch zu verdanken, wenn der Film beim Zuschauer ankommt. Steven Spielberg, der uns schon viele historische und bewegende Ereignisse mit seiner brillanten Filmsprache nahegebracht hat, schafft es auch hier wieder mit Leichtigkeit und vollendeter epischer Dramatik, dieses Thema zu präsentieren. Der Film ist zudem spannend, detailtreu führt er uns in eine Zeit, die viele von uns nicht mehr kennengelernt haben.

Regie: Steven Spielberg, Drehbuch Matt Charman und  Ethan Coen & Joel Coen.

BRIDGE OF SPIES – DER UNTERHÄNDLER startet am 26. November 2015 im Verleih der 20th Century Fox of Germany in den deutschen Kinos.

 

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Ingrid
Kunst und Kultur, Musik und Bücher, ohne sie ist ein Leben denkbar, aber für mich sinnlos. Darum habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Es macht viel Spaß, ihn zu gestalten - ich hoffe, den Usern, ihn zu lesen. Nicht alles, was gedruckt wird, muss gelesen, nicht jedes Album gehört werden. Was die User hier finden, gefällt mir und den Gastautoren, die ab und zu Lust haben, etwas zu schreiben.
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