Ausstellungen – Berlin, Bonn und Brühl

Berlin ist immer eine Reise wert und das insbesondere, weil noch bis 16. Juni 2019 der Gropius Bau dazu einlädt, die Bedeutung manueller Arbeitsprozesse und das Konzept von Handwerk in der zeitgenössischen Kunstszene Berlins zu erkunden. Ausgangspunkt der Ausstellung ist die Geschichte des Gropius Bau, der einst als Kunstgewerbemuseum und Lehrinstitution diente.

Als Dorothy Iannone ihrer Freundin Mary Harding 1977 ein Lied widmete, besang sie auch ihre emotionalen Reaktionen auf Berlin – der Stadt, in die die Künstlerin ein Jahr zuvor im Rahmen des DAAD Künstlerprogramms gezogen war und in der sie bis heute lebt.

Ihre Gesangszeile „And Berlin will always need you“ ist ebenso der Titel der ersten Ausstellung, die 2019 am Gropius Bau zu sehen sein wird.
And Berlin Will Always Need You. Kunst, Handwerk und Konzept Made in Berlin ist eine zeitgenössische Ausstellung, die Berliner Künstler*innen und ihre künstlerische Praxis vorstellt. In einer Zusammenstellung bestehender und eigens für die Ausstellung entstandener Werke werden traditionelle Produktionsmethoden, Ästhetik und Materialität sowie historische Artefakte und Gegenstände beleuchtet.

Die Ausstellung thematisiert zentrale Aspekte künstlerischen Schaffens wie Urheberschaft, Arbeitsprozesse, Interpretation, Souveränität und Machtstrukturen. Diese vielfältigen Facetten werden in Bezug auf Berlins dynamische zeitgenössische Kunstszene ausgelotet. Gezeigt werden Werke wie Olaf Holzapfels große, abstrakte Textilarbeiten aus handgesponnenen Naturfasern, die handgefertigten Skulpturen aus Seilaufhängungen, Holz und Leder von Leonor Antunes, mit Perspektiven und Farbübergängen spielende Webereien von Willem de Rooij, einen Paravent aus collagierten, gemusterten Teppichen von Nevin Aladağ und vieles mehr.
Kunst, Handwerk und Konzept Made in Berlin zeigt die künstlerische Vielfalt Berlins und ist ein erstes Bekenntnis des Gropius Bau eine noch regelmäßigere Plattform für Berliner Künstler*innen sein zu wollen.

Martin Gropius Bau

POWER PLAY Anna Uddenberg

Anna Uddenberg beschäftigt sich mit gesellschaftlichen Konventionen, Normen, Strukturen und Rhetoriken. Mit ihren Skulpturen und Installationen reflektiert die Künstlerin unsere Zeit, unseren Alltag und untersucht, wie sich die Konsumkultur auch durch neue Technologien – insbesondere die sozialen Medien – verändert. Indem sie bestimmte, gewöhnlich mit Komfort und Behaglichkeit assoziierte Komponenten, Strukturen und Klischeevorstellungen herausarbeitet, verfremdet und auf die Spitze treibt, stellt die Künstlerin konventionelle Lesarten von Weiblichkeit auf den Kopf und zeigt, dass diese Codierungen dem Genuss anderer dienen und Femininität mit Ausbeutung verbunden ist.
Mit stark überdehnten Körpern bieten ihre Figuren ein fast akrobatisches Stillleben im Raum und ein dichtes Narrativ, das unsere übersteigerten Vorstellungen von Perfektion hinterfragt.

Dieser konzeptuelle Ansatz bestimmt auch Uddenbergs mit Sitzmöbeln assoziierte Werke. Diese auf den ersten Blick Funktionalität, Komfort, Luxus und Sicherheit suggerierenden Arbeiten erweisen sich bei näherem Hinsehen als ein kryptisches Extrakt der Figurationen. Im Zusammenspiel bieten die Skulpturen im eigens gestalteten Ausstellungsraum ein überzeugendes Power Play.

bis 22. 09. 2019 | Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn

Joana Vasconcelos – MAXIMAL

Das Max Ernst Museum Brühl des LVR zeigt ab dem 7. April die erste Einzelausstellung der portugiesischen Künstlerin Joana Vasconcelos (*1971) in einem Museum in Deutschland. Es werden Objekte und Installationen aus den letzten 20 Jahren präsentiert, die umfassende Einblicke in die Arbeitsweise von Joana Vasconcelos vermitteln.

Die in Lissabon lebende und arbeitende Künstlerin ist bekannt für ihre raumgreifenden Werke, mit denen sie die Grenzen zwischen Tradition und Moderne, Hoch- und Alltagskultur, Kunsthandwerk und Industrieproduktion anspielungsreich auslotet. In ihren großformatigen Arbeiten verwendet sie häufig Alltagsgegenstände und unterschiedliche Materialien wie Fliesen, Keramiken, Stickereien und Stoffe, die sie zu einer eigenwilligen Art von surrealer Objektkunst verbindet.

Joana Vasconcelos bedient sich traditioneller Handarbeitstechniken wie Häkeln oder Nähen und überführt sie in die Kunst. In ihrem Atelier entstehen in farbige Garnnetze eingehüllte Einrichtungsgegenstände oder voluminöse Stoffwesen, sogenannte „Walküren“, mit denen sie international bekannt wurde.

Vielfach greift die Künstlerin in ihren Arbeiten ikonenhafte Symbole der Volkskunst auf. Dabei behandeln ihre Werke Fragen von kultureller Identität und Geschlechterrollen und zeigen Berührungspunkte zu künstlerischen Strategien, die auch Max Ernst und die Surrealisten inspirierten.

Max Ernst Museum Brühl des LVR

7.04. – 4.08.2019 | Max Ernst Museum Brühl

Titelbild: Nevin Aladağ, „Paravent, Social Fabric #1“, 2012. Collage mit Teppichen, 250 × 552 × 4 cm
Foto: Trevor Good. Courtesy: die Künstlerin, Wentrup, Berlin

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Ingrid
Kunst und Kultur, Musik und Bücher, ohne sie ist ein Leben denkbar, aber für mich sinnlos. Darum habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Es macht viel Spaß, ihn zu gestalten - ich hoffe, den Usern, ihn zu lesen. Nicht alles, was gedruckt wird, muss gelesen, nicht jedes Album gehört werden. Was die User hier finden, gefällt mir und den Gastautoren, die ab und zu Lust haben, etwas zu schreiben.
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