Downton Abbey – Filmtipp

Frage: Was haben „Star Trek“, „Kobra, übernehmen Sie“, „Sex and the City“ und “South Park” gemeinsam?  Antwort: Sie sind allesamt erfolgreiche Fernsehserien, die später als Kinofilme auf die große Leinwand kamen. Auch der Film DOWNTON ABBEY des US-Regisseurs Michael Engler reiht sich ein in die rasch wachsende Zahl solcher Mutanten. Das Drehbuch stammt von Julian Fellows, der die Idee zu der gleichnamigen TV-Serie hatte, die für den britischen Sender ITV produziert wurde und neben zahlreichen Auszeichnungen auch den begehrten Emmy-Award erhielt.  

Manche Filme muss man auf der großen Leinwand gesehen haben. Je größer, desto besser. Dieser Film gehört gewiss nicht dazu. Zwar enthält er einige monumentale Szenen, darunter eine prächtige Regimentsparade zu Pferd. Doch im Wesentlichen beschränkt er sich auf die detaillierte Erzählung des Alltags der Adelsfamilie Crawley und ihrer treuen Dienstboten, was schon in der TV-Serie offenbar prima funktionierte.

downton Abbey
Parade anlässlich des Besuchs des Königspaares

Die Handlung spielt im Jahre 1927, knüpft also dort an, wo die letzte Staffel der Fernsehserie endet. König George V und die Königin haben sich zu Besuch auf Downton Abbey angesagt, was die Dienstboten in helle Aufregung stürzt. Das Bankett muss geplant und vorbereitet, das Silber poliert werden; feinstes Porzellan muss her und natürlich die kostbarsten Kristallgläser, auf dass die festlich gedeckte Tafel erstrahlt! Zudem gibt es in den oberen und unteren Etagen einige persönliche Intrigen, die Sand in die geschäftigen Vorbereitungen streuen.

Natürlich fühlen sich die Crawleys durch den königlichen Besuch geehrt, doch M’Lady Mary scheint auch ein wenig verärgert wegen der drohenden hohen Kosten. Sie ist ständig besorgt, das stattliche Anwesen über Wasser zu halten, während sich die wirtschaftlichen Verhältnisse ändern und die sozialen Klassenstrukturen unter ihren Füßen langsam zu zerbröseln beginnen.

Dem gemeinen Gesinde wiederum wird geradezu schwindlig bei der Vorstellung, für den König und die Königin einmal im Leben kochen und sie bedienen zu dürfen.

Der alte Butler Carson (Jim Carter) befindet sich im Ruhestand, werkelt gerne im Garten des kleinen Hauses herum, das er mit seiner Frau bewohnt, während diese immer noch als treue Haushälterin bei den Crawleys dient. Als es ein paar Probleme gibt, ruft man natürlich den stattlichen Ruheständler zurück, um während des königlichen Besuches noch einmal Zügel in die Hand zu nehmen.


Butler Carson (Jim Carter) nimmt die Zügel wieder in die Hand

Dann erfahren die Dienstboten von Downton Abbey zu ihrem Entsetzen, dass der König und seine Gemahlin ihren eigenen Koch, Diener und Dienstmädchen mitbringen und so ihren Traum, ihren Majestäten einmal im Leben persönlich dienen zu dürfen, zum Zerplatzen zu bringen drohen. Zudem verhält sich die royale Dienerschaft dem Downton-Personal gegenüber snobistischer, als es sich die Crawleys wohl jemals herausnehmen würden. Dies führt zu einer augenzwinkernden, aber doch recht absurden Nebenhandlung, in der die kluge Magd Anna sich einen perfiden Plan ausdenkt, der ihnen dazu verhilft, die Regie in der Küche wieder in die Hand zu bekommen.   

Wer die Fernsehserie „Downton Abbey“ nicht kennt, dürfte es zunächst einmal schwer haben, sich in den komplizierten Beziehungen, die zwischen den vielen Figuren herrschen, zurechtzufinden, geschweige denn, sich ihre Namen zu merken. Die Dialoge sind jedoch scharfsinnig, die schauspielerische Leistung der hierzulande eher unbekannten britischen Darsteller sehr gut. So macht es Spaß, den Film zu sehen, auch wenn sein Plot ziemlich durchschaubar ist und für die Hauptcharaktere kaum Überraschungen bietet. Zwar gibt es einige zaghafte Andeutungen, dass die schöne Welt der Crawleys sich dem Ende nähert und ein egalitäreres Zeitalter sich seinen Weg bahnt. Doch im Großen und Ganzen bedient der Film nostalgische Bedürfnisse und erfüllt die Sehnsucht nach einem verlorenen Zeitalter und irgendwie auch einer wieder ins Leben gerufenen Fernsehserie.   

(c) Alle Fotos Universal Pictures


Standardbild
Hans Kaltwasser
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